Sexualisierte Gewalt

Was ist das?

Sexualisierte Gewalt hat viele Formen. Die Opfer kommen aus allen sozialen Schichten. Die Dunkelziffer bei Straftaten in diesem Bereich ist hoch.

Gewalt beginnt dort, wo Mädchen und Frauen in ihrer persönlichen Freiheit eingeschränkt werden, also bereits dann, wenn sie bestimmte Orte, Wege oder Situationen meiden müssen, um nicht beleidigt, belästigt oder bedroht zu werden. Diskriminierungen verschiedener Art begegnen Frauen in der Werbung, in den Medien, im Internet etc. und Mädchen und Frauen sind in vielfältigen Situationen von tätlicher sexualisierter Gewalt bedroht.

Zu sexualisierter Gewalt gehören:

  • Vergewaltigung und sexuelle Nötigung
  • Sexuelle Belästigung
    • im Alltag und am Telefon
    • am Arbeitsplatz
  • Sexueller Missbrauch

Auch in Therapien oder Beratungen kommt es zu sexuellen Übergriffen durch Therapeuten oder Therapeutinnen.

 

Vergewaltigung und sexuelle Nötigung

Vergewaltigung erniedrigt die Betroffenen in extremer Form. Die psychischen Folgen sind gravierend. Vergewaltigung ist eine extreme Form sexualisierter Gewalt, bei der Sexualität als Mittel zur Machtdemonstration, Demütigung und Unterwerfung von Frauen und Mädchen eingesetzt wird. Vergewaltigung ist jegliches Eindringen in den Körper einer Frau gegen ihren Willen, unabhängig davon, ob die Penetration vaginal, anal oder oral, mit dem Penis, dem Finger oder mit einem Gegenstand erfolgt.

Eine Vergewaltigung/sexuelle Nötigung bedeutet für jede Frau und für jedes Mädchen eine massive Verletzung ihrer Persönlichkeit und körperlichen Unversehrtheit. Ihr wird der Wille einer anderen Person mit Gewalt aufgezwungen – und dies im äußerst sensiblen Bereich ihrer sexuellen Selbstbestimmung.

Sexueller Missbrauch

Sexueller Missbrauch kann definiert werden als sexuelle Ausbeutung von abhängigen, entwicklungsmäßig gegenüber dem Täter unreifen Kindern und Jugendlichen. Dies geschieht durch Gewalt oder durch die Ausnutzung der mangelnden Reife oder familiärer (oder anderer) Abhängigkeitsverhältnisse. Die Täter nutzen das Vertrauen der Opfer oder ihre Macht über sie aus.

Sexueller Missbrauch ist jede sexuelle Handlung, die an oder vor Kindern oder Jugendlichen vorgenommen wird. Ebenso sind es sexuelle Handlungen, denen Kinder/ Jugendliche aufgrund körperlicher, psychischer, kognitiver oder sprachlicher Unterlegenheit nicht willentlich zustimmen können. Der Missbrauch kann verschiedene Formen haben.

Sexuelle Belästigung

Belästigung, Bedrohung und Angst vor Übergriffen durch Männer gehören für viele Frauen zum Alltag. Jede Frau und jedes Mädchen kann Opfer sexueller Belästigung werden.

Sexuelle Belästigung kann im öffentlichen Raum, in der Schule, am Arbeitsplatz, in Verkehrsmitteln, auf der Straße und sogar in der eigenen Wohnung stattfinden.

Dazu gehören z.B. taxierende Blicke, Pfiffe, Bemerkungen über die Figur/das Aussehen, obszöne Witze, „zufällige“ Berührungen sowie Angrapschen insbesondere an Brust und Po. Frauen können sich auch durch das Zeigen erniedrigender pornografischer Darstellungen belästigt fühlen.

Auch „Verehrer“ oder abgewiesene Freunde, die Frauen oder Mädchen mit „Liebesbeweisen“ traktieren oder sie verfolgen, überschreiten die Grenze zur Belästigung oder Bedrohung (siehe auch Stalking).

K.o.-Tropfen

In Diskotheken, bei Festen und im privaten Umfeld mischen Täter K.o.-Tropfen in die Getränke von jungen Frauen, um sie zu betäuben und anschließend zu vergewaltigen. Die Opfer haben danach Schwierigkeiten sich zu erinnern.

Als so genannte K.o.-Tropfen kommt eine Vielzahl von Substanzen in Betracht. Solche Substanzen sind z.B. (rezeptpflichtige) Psychopharmaka, Narkotika oder Gamma-Hydroxibuttersäure (GHB, auch liquid Ecstasy genannt). Sie haben eine beruhigende, schlafanstoßende sowie muskelentspannende Wirkung mit nachfolgenden Erinnerungsstörungen für die Zeit ab der Einnahme.

Die Wirkung von K.o.-Tropfen setzt in kurzer Zeit ein und dauert je nach Substanz und Dosis meist einige Stunden an. Die Substanz GHB wird verwendet, weil sie unbemerkt in Getränke eingebracht werden kann. In Verbindung mit Alkohol und anderen Betäubungsmitteln kann GHB fatale Folgen haben, bis hin zu lebensgefährlichen Atemstillständen.

Täter nutzen den Einfluss dieser Substanzen gezielt aus, um sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen auszuüben. Das Dunkelfeld ist besonders hoch.